Herpesinfektionen

Equine Herpesviren (EHV) können bei hochtragenden Stuten Aborte auslösen, sowie zu Erkrankungen der Atemwege und des Nervensystems führen. Die verantwortlichen Virustypen 1 und 4 sind in der Pferdepopulation weit verbreitet. Bei latent infizierten Pferden ist eine Reaktivierung und erneute Virusausscheidung sowohl mit als auch ohne klinische Symptome möglich.

Der Erreger

EHV-1 und EHV-4 sind hochkontagiös und werden hauptsächlich über Nasensekrete ausgeschieden. Die Erregerübertragung erfolgt als Tröpfcheninfektion über direkten Pferdekontakt, aber auch durch verunreinigte Gegenstände und Personen. Die Inkubationszeit ist i.d.R. kurz (24-48h). Sie kann aber auch deutlich länger sein und insbesondere bei Aborten 14-21 Tage dauern.

Symptome  unspezifische kurze Fieberphase

-         Atemwegssymptome wie Nasenausfluss (nicht zwingend)

-         Koordinationsstörungen (Ataxie), besonders in der Hinterhand

-         Harn- und Kotabsatzstörungen, meist begleitet von einer zweiten Fieberphase

-         Verschlechterung der Symptome bis zum Festliegen (ein tödlicher Verlauf ist möglich)

Diagnose

Blut und ein Nasentupfer des erkrankten Pferdes sind geeignet, um einen schnellen Virusnachweis zu erhalten. Zusätzlich sollten 2 Blutproben im Abstand von 10 bis 21 Tagen serologisch untersucht werden, um einen Titeranstieg (mind. Das Vierfache des Ausgangswertes zählt als positiv) festzustellen, da der Virus nicht zu jedem Zeitpunkt im Blut oder Nasensekret zu finden ist. Liegt der Antikörpertiter bei einer Einzelprobe bei mind. 1:1024 ist eine akute EHV-Infektion wahrscheinlich.  

Behandlung

Im Vordergrund steht eine symptomatische Behandlung betroffener Pferde. Tiere mit Fieber sollten während der Fieberphase und zusätzlich 3-5 Tage darüber hinaus mit Entzündungshemmern behandelt werden. Ein möglichst früher Beginn der Behandlung ist besonders wichtig, weshalb das 2x tägliche Temperatur messen im gesamten Bestand sinnvoll ist.

Bei weiteren Medikamenten wie Virushemmern, Praimmunitätsinducern, Vitamin E und DMSO-Infusionen wurde bislang kein positiver Effekt nachgewiesen. Eine Behandlung mit Heparin kann versucht werden.

Handlungsempfehlung bei Herpesvirusinfektionen

-         Quarantäne des gesamten Stalls (kein Pferdeverkehr)

-         Frühzeitig Untersuchungen zur Diagnosestellung einleiten

-         Zweimal tägliche Temperaturkontrolle bei allen Kontaktpferden (Temperaturen von über 38,0 °C bei Pferden in Ruhe gelten als verdächtig)

-         Hygienemaßnahmen (für jedes Pferd ein eigener Kittel an der Box, Einmalhandschuhe, Desinfektionsmatten)

-         Händewaschen zwischen jedem Pferdekontakt

-         Pferde mit Fieber möglichst isolieren

-         Direkter Kontakt (Nase zu Nase) zwischen Boxennachbarn vermeiden (durchlässige Trennwände mit Plastikfolie abkleben)

-         Kein gleichzeitiges Benutzen von Ausläufen, Reit- und Waschplätzen von Kontaktpferden und anderen Pferden

-         Vermeidung von stressigen Situationen, da Stress die Infektion begünstigen und die Symptome verschlechtern kann

-         Desinfektion potentiell kontaminierter Flächen

Die Quarantäne sollte erst 28 Tage nach Auftreten des letzten Krankheitsfalls aufgehoben werden, da erkrankte Pferde mehrere Wochen den Virus ausscheiden können.

Positiv getestete Pferde sollten nach Abklingen der klinischen Symptome erneut per PCR untersucht werden bis das Ergebnis negativ ist.

 

Impfungen

Eine Impfung ist geeignet, den Schweregrad der Erkrankung und die Menge des ausgeschiedenen Virus zu reduzieren und so auch die Ansteckungsgefahr für andere Pferde zu vermindern. Ein zuverlässiger Schutz vor Infektion kann nicht erreicht werden. Im Falle eines Ausbruchs kann eine Impfung von Pferden im Bestand, die keinen direkten Kontakt zu erkrankten Tieren hatten, klinisch gesund und fieberfrei sind vorteilhaft sein. Die letzte EHV-Impfung sollte allerdings mind. 90 Tage zurückliegen.

 

Bedeutung für Pferdebestände im Umkreis

 

Ein Ausbruch einer EHV-1-Infektion bleibt meist auf einen Bestand beschränkt. Dabei bietet die räumliche Distanz (kein direkter Zaunkontakt) die größte Sicherheit. Eine Übertragung des Virus durch Personen (Hände, Gegenstände oder Kleidung) in einen anderen Bestand ist eher unwahrscheinlich, allerdings kann das Virus bei gleichbleibenden Temperaturen und vor Sonnenlicht geschützt über 24 Stunden infektiös  bleiben.